MITWESEN
31. Juli – 31. August 2021 | Marburg
MITWESEN war eine temporäre Einzelausstellung in der Marburger Innenstadt. Im Rahmen eines Förderprogramms des Magistrats der Universitätsstadt Marburg vom Fachdienst Kultur wurden Räume zeitweise als Offspace für Ausstellungen und künstlerische Experimente geöffnet. Der Künstler Alexeir Diaz entwickelte mit dem Kunstsoziologen Philipp Hennch eine ortsspezifische Ausstellung seiner aktuellen zeichnerischen und skulpturalen Arbeiten. MITWESEN wurde dabei in unterschiedlichen Medien im Galerieraum, Stadtraum und Wald kontextualisiert. Damit wurde die belebte Weltsicht des kubanischen Künstlers künstlerisch und kuratorisch zwischen Umwelt und Fiktion, Mythen und Geschichten über das gattungsübergreifende Zusammenleben vermittelt. Der folgende Text enthält Auszüge aus der Eröffnungsrede des Kurators.
MITWESEN | CO-SERES
Wie würden Figuren aussehen, die Mythen und Geschichten, Flora und Fauna, Natur und Kunst zeichnerisch verbinden? Es wären Wesen, die weder Fisch noch Vogel sind und doch auf eigene Weise beides zugleich. Sogar Tiere und Pflanzen erscheinen einig in zeichnerischen Gebilden.
Wie würden Sie diese Wesen nennen? Wo würden sie leben und wie würden ihre Laute klingen?
Manchmal scheint so ein Gedanke kurz im Blick in die Natur auf. Was wir in Formen der Umwelt – wie den Strukturen der Baumrinde, den Reflexionen auf der Seeoberfläche oder den Gebilden in den Wolken erkennen – ist auch was sich von uns in ihnen spiegelt: Geschichten, Erinnerungen, Gesichter, Mitwesen?
Dieser Blick ist kreativ: Er kann Grenzen von Gattungen und Kategorien sprengen und schafft Neues. In einem kreativen Blick entsteht eine Fiktion, die für Alexeir Diaz der Faun verkörpert.


FAUNISCHES MITEINANDER
Im Blick des Faun ist die Welt voll von Mitwesen. Als Mittler zwischen Gestaltetem und Natur, menschlichen und anderen Tieren, ist er mythische Figur des Waldes und der Kunst gleichermaßen. Faunische Gestalten bevölkern Geschichten um die Natur bereits seit der Antike, wie es Erzählungen von gehörten Waldgeistern, weinseligen Begleitern oder dem Hirtengott berichten. Nicht ohne gefährlichen Anklang achten sie selten die Regeln der Menschen und bewegen sich an Grenzen.
Diaz kreiert Wesen die dem Blick eines Faun auf seine Welt entsprungen sein könnten. Sein faunisches Miteinander ist jedoch kein bloßes Bild römisch-griechischer Mythen sondern verbinded verschiedene Mythologien zu seiner eigenen.
ALEXEIR DIAZ ALS KÜNSTERLISCHER GESCHICHTENERZÄHLER
Aufgewachsen in Havanna bringt der Maler, Zeichner und Bildhauer die Religionen und Geschichten seiner Kindheit zusammen mit mythischen Wesen. Er erschafft eigene Geschichten des Dazwischen von Mitwesen in einer belebten Natur erzählt. Der Faun ist eine Fiktion, die den Blick öffnen soll:
„Es ist der Versuch auf dem schmalen Grat zwischen Realem und Fantasie ein eigenes Universum zu schaffen, welches uns eine Perspektive auf einen Zwischenraum ermöglicht“ sagt der Künstler.




MITWESEN
31. Juli – 31. August 2021 | Marburg
Die Ausstellung wurde gefördert durch den Magistrat der Universitätsstadt Marburg Fachdienst Kultur.
Zeichnungen: Alexeir Diaz | Fotos: Philipp Hennch | Konzept und Kuration: Philipp Hennch